#Konklave-Manöver-Kritik || Acht Regeln für den nächsten Twitter-Außeneinsatz

Die Papst-Wahl war – wie nicht anders zu erwarten – ein mediales Großereignis. Über 5.000 akkreditierte Reporter aus aller Welt waren nach Rom gereist, um über das Konklave zu berichten. Auch ich konnte dabei sein und für heute.de als Reporter vor Ort tätig werden. Meine Aufgabe war es, die Papst-Wahl für alle Interessierten erlebbar zu machen. Welche Erfahrungen ich gemacht habe, welche Fehler das nächste Mal nicht passieren sollten und welche Tipps ich für alle parat habe, die in naher Zukunft ebenfalls als Reporter mit Twitter unterwegs sind, möchte ich in diesem Blogpost zusammenfassen.

Für Klarheit sorgen
Vor meiner Abreise nach Rom war klar, dass ich die kommenden Tage monothematisch twittern würde – deshalb hatte ich einen Blogpost geschrieben, der meine Follower informieren würde. Die Monothematik hatte neben der Anforderung an meine Tätigkeit auch technische Gründe. Auf heute.de hatten wir prominent als Aufmacher einen Eventcontainer, der sowohl Live-Streams als auch Tweets der Reporter in Rom angezeigt hat – dadurch hatte der Leser immer direkt einen Live-Eindruck von vor Ort. Da hätte es sich nicht so angeboten, wenn ich zwischendurch noch Tweets zu Netzpolitik, Webvideo und Social Media geschrieben hätte.

Regeln festlegen
Sicherlich, Twitter ist ein tolles freies Medium. Wenn aber mehrere Reporter twittern, ein Mutter-Account als Retweet-Kanal fungiert und ein neuer Account gefeatured werden soll, dann bedarf es einiger Absprachen, die eine halbwegs geordnete Social Media Tätigkeit ermöglichen. Im Vorfeld bedarf es also dezidierter Absprachen, wer wie twittert/bloggt/instagramt – ansonsten geht der Mehrwert verloren.

Kritik erwarten
Egal ob nun ein singulärer Rechtschreibfehler harsch kritisiert wird oder allgemeine Fragen zur Daseinsberechtigung auftauchen. Deal with it! Es ist wichtig, dass man sich der Kritik stellt und sich nicht wegduckt. Ein Tweet ist schneller geschrieben, als ein Leserbrief – dass das Internet ein Hort für Trolle, Neider und Berufskritiker ist, dürfte keinem entgangen sein. Die Zeit des sturen “Sendens” ist vorüber. Und das ist auch gut so.

Twitter ist live
Wer als Reporter nach Rom reist, um über das Konklave zu berichten, muss sich darüber klar sein, dass die Arbeit kritisch begleitet wird. Wer der katholischen Kirche vier Tage die Bühne bereitet, der wird im Zweifelsfall eher mit Blick auf eine vermeintliche Nähe zur katholischen Kirche kritisiert, als dass die kritischen Artikel, Kommentare und Tweets als solche notiert würden. Das kann man blöd finden, muss man aber akzeptieren. Twitter ist ein Live-Medium – niemand liest die letzten 30 Tweets um zu schauen, wie dieser eine Tweet einzuordnen ist.

Twitter als Instrument für Echtzeit-Reportagen begreifen
140 Zeichen eignen sich hervorragend, um Links und Witze zu platzieren. 140 Zeichen reichen aber auch, um Erlebnisse mit der Umwelt zu teilen. Am Abend des Konklave habe ich den Bruder von Kardinal Dolan getroffen und konnte durch Twitter sofort auf Sendung sein: Ein Statement, ein Stimmungsbericht und eigene Empfindungen in drei Tweets. Der Leser hat das Gefühl, dem Geschehen ein Stück näher zu sein. Warum sollte man auch das Erlebnis nicht direkt live teilen? Es kann ja später immer noch in einen Beitrag münden.

Menschen lieben Bilder/Instagrams
Da kann man schreiben, was man will. Wenn ich mir anschaue, welche Tweets von mir die meiste Aufmerksamkeit bekamen, dann sind es vor allem die Tweets mit Bildern. Egal ob Dennis Rodman, Schlange stehen vor dem Petersdom oder die Heerscharen an Journalisten, die sich auf der EBU-Bühne für ihre Aufsager rüsten – Bilder interessieren am meisten.

Den Überblick behalten
Wer sich im Netz bewegt, weiß um die Tausende von Quellen, die als Nachrichten auf einen einprasseln. Egal ob Twitter, Nachrichtenseiten, Instagram oder sonstwas – die Informationsdichte ist bei Großereignissen kaum zu filtern. Deshalb habe ich mir vor der Abreise nach Rom einen Aggregator gebaut, der mit die wichtigsten Quellen übersichtlich auf einer Seite präsentiert. Drüben auf meinem neuen Blog socialmediawatchblog.de habe ich zunächst Twitter-Widgets mit den wichtigsten Listen eingebaut. Ferner habe ich zwei Instagram-Widgets zu den Hashtags Pope und Conclave eingebaut. Darüber hinaus arbeiten wir beim Watchblog mit Newswhip zusammen, die uns für das Hashtag POPE ein Widget gebaut haben, das die am meisten geteilten Artikel zum Thema zeigt. So hatte ich – und jeder andere, der mochte – einen übersichtliche Darstellung der wichtigsten Feeds zum Thema.

Beim Leser bleiben
Twitter hat einen eigenen Sprachstil entwickelt, der sich sowohl auf die Ansprache als auch auf die Form der Kommentierung bezieht. Wer nun als Reporter ins Feld zieht, kann sich von der Art, wie auf Twitter kommuniziert wird, nicht lösen – und sollte es auch nicht. Sicherlich sollten all zu umgangssprachliche Ausdrücke nicht Einzug erhalten, aber es ist eben auch elementar, dass nicht der staatsmännische Fernsehton überwiegt.

Ich freue mich sehr über kritische Kommentare und Hinweise, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Es ist ja schon erstaunlich, wie sich die Zeiten geändert haben und es heute ganz normal ist, dass Reporter vom ZDF von vor Ort twittern. Also geht es nunmehr um das WIE und nicht so sehr um das OB. Schönes Ding!

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Tech, politics and social media loving editor @zdf heute.de || blogging about digital journalism & wobble basslines || Kontakt? Kein Problem: , oder or join my fresh mailing list.

2 comments Write a comment

  1. Hallo – ich hab nix zu meckern über die Live-Berichterstattung aus Rom! Und ich möchte auch nicht über Rechtschreibung meckern, außer: bitte oben das “dass” in “das” ändern ;-) (“ein Widget gebaut haben, dass die am meisten geteilten Artikel zum Thema zeigt”) Und ansonsten freue ich mich schon auf den nächsten getwitterten Bericht!

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